Bootfahren mit Hund.

(Text und Fotos Wolfgang Kohlweiß)

Im Dezember 2010 sind die Berichte von Masurischer Seenplatte und Brandenburg/Berlin hinzugekommen.

 

Erste Erfahrungen - Toulouse / Bordeaux

Wir, meine Frau und ich mit unserem Hund versuchen, wenn wir eine Hundeausstellung im Ausland besuchen, diesen Ausflug auch mit einem Bootsurlaub zu verbinden. Glücklicherweise besitzen wir einen Beauceron (französischer Schäferhund). Ein Glück deshalb, weil in Frankreich - dem Rasseursprungsland, egal wo eine Zuchtschau stattfindet, immer ein schiffbares Gewässer in der Nähe ist.

So sind wir schon am "Canal du Midi" mit einer Penichette 935 (Locaboat), nach einer Hundeausstellung in Bordeaux von der anderen Seite am "Canal lateral a la Garonne" mit einer Triton 860 (France Passion Plaisance) - beide sind kleine praktische Hausboote für zwei Erwachsene, einen Enkel und einen Hund - jeweils in Richtung Toulouse gefahren. Jedoch, in der kurzen, zur Verfügung stehenden Urlaubszeit, ist es uns nur am Midi, von der Basis Argens Minervois aus gelungen Toulouse zu erreichen, da haben wir dann im Zentrum verbotenerweise, aber sehr stolz darauf, die vielen Schleusen zu zweit geschafft zu haben, an einem Strassengeländer festgemacht um die Stadt zu erkunden.

Manche Schleusenwärter besitzen Hunde, da ist es dann bei der Aufwärtsschleusung für den eigenen Hund schon interessant die Nase in den Wind zu stecken wenn der obere Rand in Riechweite kommt. Die meisten Schleusenwärterhunde sind Fremdenverkehr gewöhnt und verhalten sich neutral gegenüber Bordhunden. Manche sind Tagsüber in einem eingezäunten Grundstücksteil hinter einem Zaun. Nur einige wenige sind rechte Rabauken und laufen trotzdem im Schleusengelände frei herum - aber das erkennen wir ja um Ca. 1,20 M Steighöhe früher - und so bleibt genug Zeit, den eigenen Hund in den Salon zu schicken, um heftiges Gebell oder gar einen möglichen Unfall zu vermeiden.

Wir haben es beim Aufwärtsschleusen zumeist so gemacht, dass die Bordfrau vor der Schleuse ausgestiegen ist und zu Fuß hinaufgegangen ist um die Leinen in Empfang zu nehmen, dabei hat sie natürlich auch ein bißchen die Situation erkundet.


 

Plagny, Montargis, Seine, Rogny

 

Die Nicols 800 die laut Charterfirma jetzt durch die Duo ersetzt wird, fanden wir eher unpraktisch, einerseits wegen des Heckeinstieges welchen man an einem Kanal außer in der Basis fast nirgends verwenden kann und der schrägen und hohen Plichtseitenwände von welchen aus, je nach Schleusenkonstruktion, beim Abwärtsschleusen, 50 bis 70 cm hoch hinunter zu springen ist. Andererseits war es so dass sich das Boot in der Längsachse neigte wenn das Wasser im Tank weniger wurde. Das stört nicht beim Fahren - aber das Schmutzwasser in Abwasch und Dusche erreichte die Abläufe nicht und blieb stehen, bis zum nächsten Wasser bunkern mussten wir tunken! Das Wasser vom Bordtank hat unser Hund nicht  mögen - viel lieber ist er bei einem Halt mit Landurlaub Kanalwasser trinken gegangen.

Das Boot haben wir am Canal lateral a la Loire km 102 in Plagny am Pfingstmontag übernommen. Proviant bunkern war wegen des Feiertages nicht möglich, das wussten wir und wollten fein essen gehen, aber es war auch kein einziges Restaurant geöffnet. Zum Glück trafen wir auf unserer mit dem Auto durchgeführten Erkundungsfahrt entlang des Kanals eine Bootsfamilie beim Radausflug die uns dann von ihren Brotvorräten abgegeben hat. Als wir zur Basis zurückgekommen sind sahen wir, dass alle anderen die auch am Montag Bootsübernahme hatten schon weg waren. Die haben wir aber alle bei der ersten Schleuse (km 110) wieder getroffen, weil am Feiertag nicht nur Lokale sondern auch Schleusen geschlossen halten. Wir haben dann darüber philosophiert, wie es wohl wäre, wenn bei uns in Österreich die Schilifte am Christtag und Stephanitag nicht fahren würden? Die Doppelschleuse (9,2 M hoch) liegt am Ende einer Kanalbrücke über die Allier. Das Anlegen zur Übernachtung gab uns Gelegenheit mit dem Hund zum Fluss hinunter zu spazieren wo eine große Sandbank, mit vielen Stöckchen, nur durch eine schmale Sandbrücke mit dem Ufer verbunden, ein ganz  wunderbarer Hundespielplatz war. Überhaupt finde ich in Frankreich ganz super, dass nicht wie bei uns die Flüsse kanalisiert sind, sondern dass die Flüsse sehr viel Platz in einem breiten Bett finden und daneben ein schiffbarer Begleitkanal (vom Flusswasser gespeist) gebaut wurde.

Auf dem Weg zur Hundeveranstaltung sind wir auch an der Rückgabebasis in Rogny les Sept Écluses (das war eine Einwegfahrt, unser Auto war zu dem Zeitpunkt noch nicht da) vorbeigekommen und haben dort mit unserer dürftigen Ausstattung das Mitleid des Basisleiters erregt und konnten gewinnbringend unsere Terrassenausstattung (ein Plastikstockerl) gegen einen Tisch mit zwei Sesseln tauschen. Die alte stillgelegte siebenfache Schleusentreppe kann man noch besichtigen. Sie wurde durch sechs Einzelschleusen, jede ein bißchen mehr als vier Meter hoch, mit Begegnungsteichen dazwischen ersetzt.

Die Crew hat sich nach der Ankunft  in der Nicols-Basis ein wenig von den Schleusungsstrapazen erholen müssen. Unser Rüde hat dann später, fein ausgerastet, die Hündin kennen gelernt - und wir die vorzügliche Speisekarte des Hotels "Auberge des 7 Ecluses". Dort haben wir dann auch am Ende der Fahrt unser Abschiedsessen eingenommen und mit den Besitzern für den Abfahrtsmorgen ein gemeinsames Frühstück vereinbart. Eine Tagesfahrt hat uns noch vom ersten Reiseziel getrennt. Die Hundeausstellung welche wir da besuchten war die französische "Nationale Elevage" und fand im Schlosspark von Lisledon in Villemandeur, das ist quasi ein Stadtteil von Montargis, statt.

Bei der Vorbereitung der Reise haben wir uns, laut Kanalplan, den Stadtanleger von Montargis am Canal de Briare km 52, vor der Schleuse la Marolle, für Übernachtungen und "Übertagungen" ausgesucht.

Dort angekommen waren wir überrascht neben dem Fremdenverkehrskiosk auch ein Hundeklo vorzufinden, was Hundebesitzern natürlich nichts ausmacht, aber Hundegegner die dort anlegen ernsthaft stören könnte. Nachdem der Stadtanleger in einer Kanalbucht liegt haben wir unser Boot römisch katholisch festgemacht, weil's ja ohnehin nur acht Meter lang ist, die normale Fahrrinnenbreite erhalten geblieben ist, und wir bei unserem Heckausstieg ebenerdig aus- und eingehen konnten. Kurz nach dem wir unser Werk zufrieden betrachteten kam die Hafenkapitänin, die im Fremdenverkehrskiosk ihren Schreibtisch hatte, um uns mitzuteilen dass nur längsseits anlegen erlaubt ist. Nachdem das Boot längsseits vertäut war, wobei uns die französischen Liegenachbarn halfen, ist es darum gegangen wie wir unseren Hund bequem an Land bringen, damit er nicht von der schrägen, schmalen, rutschigen Bordwand so tief hinunter springen muss - so etwas mutet man maximal der Gattin zu.

Ein Liegenachbar hat uns eine Laufplanke geborgt die wir dann schräg vom Ufer über das Wasser zum Einstieg gelegt haben. Unter großer Anteilnahme der umliegenden Bootsbesatzungen und der Kapitänin versuchten wir mit Hundekekserln unseren Fellbeller (Copyright Christine Nöstlinger) wieder an Bord zu locken als der Schleusenwärter, welcher gerade Dienstschluss hatte, vom Menschenauflauf  angelockt, sich von der Hafenaufsicht die Sachlage erklären ließ. Der traf dann eine einsame Entscheidung: wir dürfen mit dem Heck am Ufer liegen, weil am Wochenende keine Penichen unterwegs sind und wir am Montag ohnehin weiterfahren wollen - und weil außerdem und überhaupt - sein Chef auf Urlaub ist! Die Hundeausstellung verlief dann für unseren Vierbeiner sehr erfolgreich.

 

Vom Erfolg beflügelt  fuhren wir dann am Montag nach Vorräte bunkern und der Schleusenmittagspause gleichzeitig mit einem größeren Schiff auf die Schleuse los. Das waren Engländer die ihr Boot in Spanien gekauft und ein paar Jahre dort benützt haben, jetzt aber auf Überstellfahrt nach Hause waren. Das Höflichkeitsduell "you first" - "no, you first" haben wir gewonnen - die Briten sind als erste  in die Schleuse eingefahren. Von da an sind wir den ganzen restlichen Tag mit den beiden Lords am Canal du Loing unterwegs gewesen. Sie immer voraus, haben uns die Schleuse offen gehalten, sowie wir angelegt haben, die Tore zu gekurbelt u.s.w. - wir hatten eigentlich nur zu schauen, die zwei nicht einzubremsen.

Ein Umkehrbecken bei km 20 in welchem ich übernachten wollte (Sie wissen ja schon - r.k. anlegen) war so verschlammt  dass wir ziemlich zu tun hatten um aus dem Schlammgeblubber wieder herauszukommen. Zum Glück hat die Motorkühlung weiter funktioniert.

Die beiden Briten waren inzwischen, weil noch kurz vor Schleusendienstschluss, zur nächsten Schleuse weitergefahren. Nachdem wir uns aus der Umkehrbeckenumklammerung befreit hatten sind auch wir zur nächsten Schleuse weitergefahren. Die Tore waren bereits geschlossen, aber die Engländer sahen uns kommen und machten liebenswürdigerweise die bereits geschlossenen Tore nochmals auf.

Nach 14 gemeinsamen Schleusungen verloren wir uns dann leider aus den Augen, weil wir für unsere Boote eine tiefere Uferstelle für das Übernachten gesucht haben. Der Kanalführer verspricht zwar 1,80 m Tiefgang zu transportieren, aber die Ränder waren überhaupt zwischen km 23 und 24 so seicht, da war durch das trübe Kanalwasser hindurch der Grund zu sehen.

Mit diesem halben Tag sind wir dem zweiten Ziel der Reise, die Seine zu erreichen, ein schönes Stück näher gekommen und es ist sich dann tatsächlich ausgegangen, Madame Seine einen Kuss auf die Wange zu drücken. Wir sind ein kleines Stück die Seine aufwärts gefahren und haben die Brücke bei Seine km 81  St-Mammes umrundet um dann den Rückweg über Loing und Canal de Loing und Canal de Briare anzutreten.

 

Der Hund ist ein angenehmer Reisebegleiter, wenn der Motor läuft kringelt er sich auf seinem Teppich zusammen und wartet gleichmütig auf den nächsten Landgang. Wenn der Motor dann abgestellt wird beginnt er sich ordentlich zu strecken, steckt seine Nase in die Luft und findet überall neue interessante Düfte. Wichtig ist es auch, sein Lieblingsspielzeug auf die Reise mitzunehmen. Unser Hund liebt einen alten, von ihm bereits seelenlos gemachten Lederfußball. Spielplatz ist meistens der Treidelweg. Die Reihenfolge am Abend nach dem Anlegen ist: zuerst spielen oder Spaziergang, dann essen wir, und hernach wird der Hund gefüttert.

 

Saarbrücken, Wasserbillig, Mosel Km 273, Saarbrücken

 

Ein schönes Erlebnis war auch die Bootsfahrt zur Clubsiegerschau des Luxemburgischen Beauceron Clubs. Die Veranstaltung fand in Born, das ist in der nähe von Wasserbillig an der Mosel statt. Wir charterten zu viert, mit zwei Hunden, in Saarbrücken Osthafen Saar-km 90 eine FB 1140 von Connoisseur bei SALT-Yacht. Das Boot ist vier Meter breit, hat 2 Kabinen mit eigenem Bad, Salon und Kombüse durch eine Theke getrennt quer im Bugbereich eingebaut und vor dem Salon mit Türen abgeteilt eine bequeme Sitzwanne im Bug. Ein kommunikatives Schiff, weil der Steuermann inmitten dieser Gemütlichkeit, gleich neben den zwei Eiskästen, am Innensteuerstand steht. Die Fly-Bridge ist für Hundebesitzer eigentlich unnötig, bis auf die Möglichkeit, weniger empfindliche Sachen in den Deckboxen zu verstauen.  Die Hunde kommen während der Fahrt über das schmale Gangbord (ohne Reling) nicht zum Aufgang am Heck. Auch mir war die Fly unsympathisch, weil der Außensteuerstand hinter der Bootsmitte situiert ist, und somit ein ziemlich großer toter Blickwinkel vor dem Schiff entsteht. Für Kunden welche auf den führerscheinfreien französischen Kanälen fahren möchten hat die Basis damals einen Lotsendienst für die paar Kilometer nach Frankreich eingerichtet. Ich glaube dass inzwischen auch die Saar von Saarbrücken aufwärts ohne Binnenpatent befahren werden darf. Wir sind aber in die Entgegengesetzte Richtung gefahren - Saar abwärts und dann Mosel aufwärts. Nach der Bootsübergabe mit Probefahrt am späten Nachmittag haben wir die Schleuse Saarbrücken-Burbach (km 82,6) - als Bewährungsprobe für das Team - überwunden und sind dann noch bis zum Stadtanleger (km 75) gegenüber des Weltkulturerbes Völklingen (ein riesiger Industriekomplex, welcher wie ich gehört habe teilweise jetzt noch in Betrieb ist, so werden z.B. dort große Wellen für Generatoren und Schiffe geschmiedet und gedreht) gefahren, um dort zu übernachten.

 

Sollten Sie auch einmal in dieser Gegend unterwegs sein - Saarburg muss einfach besucht werden. Eine hübsche Altstadt, mit Wasserfall und Mühlrädern inmitten der Stadt, mit Fachwerksbauten, alles auf das Feinste restauriert. Übernachtet haben wir beim WSC Saarburg (km 10,4) vorher habe ich natürlich angerufen um zu fragen ob ein Gästeliegeplatz frei ist und da die Crew schon hungrig war (immerhin sind wir an diesem Tag rund 37 m hinuntergeschleust worden, wobei die 14,5 m der Schleuse Serrig am  beeindruckendsten waren), auch ob ein Restaurant vorhanden und offen sei. Beides wurde bejaht, und wir sind gegen 19 Uhr im Hafen eingelaufen. Das Clubhaus liegt ein bisschen weiter oben über dem Wasser, wir haben uns Stadtfein gemacht und sind in Erwartung der Köstlichkeiten hinauf marschiert. Es gab fünf verschiedene Würstchensorten zur Auswahl mit vielen Senfsorten kombinierbar, auch Curry-Ketchup konnten wir kennen lernen, aber das alles mit einer Herzlichkeit die ihresgleichen sucht.

Viele Österreicher kommen, scheint's, dort nicht vorbei denn wir wurden von den Wassersportclubmitgliedern wie Exoten bestaunt aber als essfreudig und trinkfest in ihre Runde aufgenommen. Vor dem Schlafen gehen hat der Hafenmeister die Semmelbestellungen, die dort auch Brötchen heißen, entgegengenommen und am nächsten Morgen vom Fahrrad aus die Säckchen den vor den Stegtoren wartenden Bootsdelegierten zugeworfen.

Beim Morgenspaziergang hat die mitreisende Hündin einen stinkenden Fisch am Saarufer gefunden und sich blitzschnell in den weichen Resten gewälzt. Beauceronhündinnen sind so: die können an keiner Parfümerie vorbeigehen ohne sich mit Duftproben vollzukleckern. Bevor sie dann wieder einsteigen durfte, war Baden am Steg vor dem Boot angesagt. Saarburg hat uns wirklich gut gefallen und deshalb haben wir uns die Rückreise so eingeteilt dass wir wieder dort schlafen konnten.

Aber auch Wasserbillig - wir sind schon bei Mosel km 206 - mussten wir unbedingt zweimal besuchen. Beim ersten mal hatten wir ein kleines Hoppala, und das kam so: Zwischen km 206 und 207 ist in der Flusskarte eine Liegemöglichkeit eingezeichnet die habe ich für die Hundeausstellung ausgesucht. Knapp davor aber ist der Yachtclub "Cercle Nautique Wasserbillig" der war in der Karte nicht eingezeichnet, da war stromseitig ein Platz mit 12 m Länge frei. Nach einer Ehrenrunde (da muss man ein bisschen auf die Frachter aufpassen, die ihrerseits wieder auf die Autofähre zwischen Oberbillig und Wasserbillig achten) haben wir dort angelegt.

Am Clubhaus - ein umgebauter Frachter an welchem die Steganlage angehängt ist - war eine Box mit auszufüllenden Zetteln mit genauer Vorgabe dass: die Schiffslänge in Metern mit der Anzahl der Tage und das Ergebnis mit 0,75 Euro zu multiplizieren sei, und die Zahl der Duschungen mit einem Euro zu multiplizieren, und die Summe daraus dann in den daneben hängenden Briefkasten zu werfen ist. Aber nirgends war eine Telefonnummer zu finden. Eine weitere Erforschung der Steganlage ergab, dass die Gittertüre zur Straße hin nicht versperrt war. Den Rechenzettel haben wir, zwecks Ausfüllens vor der Abfahrt, mit an Bord genommen, und sind in Wasserbillig einkaufen gegangen, dabei ist uns ein Chinesisches Restaurant unweit des Liegeplatzes aufgefallen in welchem wir ein vorzügliches Abendessen serviert bekamen.

Am nächsten Tag in der Früh sind wir von unseren Luxemburger Freunden mit Auto und Hundeanhänger daran abgeholt worden, waren den ganzen Tag in Born und am Abend, als wir wieder zurückgebracht wurden, mussten wir feststellen dass irgend ein Schlaumeier das Stegtor zugesperrt hat und - aus 50 m Entfernung, von der Strasse aus - dass auf unserem Boot auf der Salontür ein roter Zettel klebt. Nur mit Mühe konnten wir unseren Luxemburger Freund davon abhalten die Stegtüre zu zerlegen. Seine Frau hat dann viel herumtelefoniert und nach zwei Stunden war dann der Hafenmeister da. Der Zettel an der Salontüre war nichts anderes als noch so ein Rechenzettel aber halt auf rotes Papier kopiert. Vermutlich ist die Telefonnummer des Hafenmeisters noch immer nirgends zu finden; falls Sie die benötigen - ich habe sie nun!

Am nächsten Tag haben wir zu Mittag am Gästesteg des Restaurants Mathes (km 219,5) in Ahn angelegt. Von der Mosel aus konnten wir nicht sehen wie viele, und vor allem wie prächtige, glänzende Autos vor dem Haus abgestellt waren. Mit unseren Hunden (teilweise auch nass) haben wir, nach kurzer Crewbesprechung,  angenommen deplaciert zu sein und sind weiter in ein bürgerliches Lokal - Wurm - gegangen. Am Rückweg zum Boot hat mich das schlechte Gewissen gepackt, und habe die Dame des Hauses Mathes aufgesucht, und eine Beichte abgelegt. Wir hätten ohne weiteres hineinkommen können - sie liebt Hunde hat sie gesagt.

 

Am Abend, im großen Hafen von Schwebsange, ist die Crew eines anderen Bootes bei uns  mit der Bemerkung vorbeigekommen: "wauw, wir sind vorbeigefahren und haben gesehen dass ihr dort zu Mittag gegessen habt!".  Wir haben großzügig auf Aufklärung verzichtet.

Die Hündin ist in Schwebsange beim Aus- und Einsteigen schon ein wenig schludrig geworden, und prompt zwischen Bug und Steg nach unten verschwunden. Ein beherzter Griff unter die Achseln der Hündin hat ihr wieder an Bord geholfen.

Der Basisleiter von Saarbrücken hat, nachdem wir ihm erzählten wo überall wir waren gemeint, wir hätten in Schwebsange tanken und mit der Basis verrechnen können, weil in Luxemburg der Treibstoff wesentlich billiger als in Deutschland war.

 

Dort wo Deutschland, Frankreich und Luxemburg zusammentreffen, bei km 242, vor der ersten französischen Schleuse Apach, auf geschichtsträchtigem Boden, im luxemburgischen  Schengen, darf an der Anlegestelle von "Prinzesse Marie-Astrid" außerhalb der Fahrplanzeiten festgemacht werden. Das taten wir dann auch, mit einem erhebenden Gefühl, denn dort (und auf dem Schiff) wurde 1985 das Schengener Abkommen unterzeichnet.

Weitergefahren sind wir dann noch bis Mosel km 273, dem Umkehrpunkt unserer Reise. Wenn Sie geneigter Leser an dieser Stelle vorbeikommen, werden Sie sagen: "weiß nicht, was daran Besonderes sein soll". Aber für uns war die Spundwand wie für Columbus Amerika. Tisch, Sessel und Sonnenschirm von der Fly heruntergeholt und an Land aufgebaut, die Hunde konnten herumlaufen und spielen. Die Bordküche hat ihr bestes gegeben und mit vollen Mägen in welche gerade noch das eine oder andere Glas Wein hineingepasst hat, saßen wir, als vorübergehende Besitzer vieler Quadratmeter Industriegrund, zufrieden und glücklich dem Sonnenuntergang entgegen. Bei der Rückreise, (Zwischenziel: der schmackhafte Chinese in Wasserbillig) hat Ihre Hoheit Marie-Astrid für uns, zum Einkaufen in Schengen, den Anleger frei gemacht und im Unterwasser der Schleuse Apach gewartet bis wir ausgefahren waren.

Der Hafenmeister des CN Wasserbillig hat nach Anruf (s.o.) den Clubschlüssel für uns hinterlegt, dadurch war auch die Dusche zugänglich. Des Ortsnamens wegen, und weil die Tanks der FB 1140, die 600 Liter fassen, vermutlich fast leer waren, haben wir vor der Weiterfahrt Wasser gebunkert. Das war tatsächlich kostenlos.

Zurück in der Saar war natürlich Saarburg ein fix eingeplanter Halt. Vorher, weil's so schwül war beschlossen wir, in der Stadt Eis zu kaufen. In dem Augenblick in welchem wir die hohe Stadtmauer ansteuerten öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Wolkenbruch hat aber nur wenige Minuten gedauert. Ein Crewmitglied blieb mit den Hunden an Bord, die anderen sind mittels Bootstreppchen von der Fly-Bridge aus auf die Mauer geklettert und auf der anderen Seite wiederum hinunter, auch das ist nicht ohne Treppchen gegangen. Obwohl ich dort kein Parkverbot sah, geht unter Bootsfahrern das Gerücht um, dass jemand dort schon Strafe zahlen musste!

 

Im WSC Saarburg wurden wir wieder herzlichst aufgenommen - da fühlt man sich einfach wohl.

 

Nicht unerwähnt soll auch Merzig, Saar km 44,2 eine gelungene Symbiose aus modernem Yachthafen und dem Brauhaus Saarfürst, bleiben. Der einzige Wermutstropfen der Anlage sind die Metallstege, die glatt den Messerschnitt aus den Schuhsohlen herausvulkanisieren - so heiß werden die Alustege in der Sonne. Für unsere acht Hundepfoten war es notwendig, zum Aussteigen den Steg mit Wasser zu kühlen. Nach dem preiswerten und hervorragenden Abendessen waren die Stege wieder abgekühlt und wir konnten bequem wieder nach Hause gehen. Nach Hause - das sagt man schon am zweiten Tag einer solchen Reise doch tatsächlich zu seinem Charterboot.

Am letzten Rückreisetag war das Saarfest im Gange, deswegen hatten wir, nach der letzten Schleuse, vor Saarbrücken zu warten, bis uns die Wasserpolizei, mit einigen anderen Schiffen, während einer Spektakelpause, im Konvoi durch Saarbrücken lotste. Viele Zuschauer haben uns applaudiert, weil sie, ob unserer am Heck aufgespannten Hundeclubfahne dachten dass dies auch ein Veranstaltungspunkt sei. Aber auch uns wurde, im vorbeifahren, einiges geboten: Training der Wassermotorräder, die hübschen Drachenboote die sich auf die Rennen vorbereiteten, viele Oldtimerboote die offensichtlich bei der Sternfahrt nach Saarbrücken mitgemacht haben und knapp vor der Basis einige voll besetzte Schwimmautokabrios unterwegs zum Zentrum, da bin ich fast stehen geblieben, damit die Welle nicht über die Autotüren schwappt. Auch einige S.A.L.T. Boote haben Interessierten gezeigt wie schön das Boot fahren ist.

 

Bodensee

 

Während ich diese Zeilen zu Festplatte bringe (zu Papier wird heutzutage kaum mehr etwas gebracht), bereite ich, bereits zum zweiten mal,  Boot fahren am Bodensee, mit Frau, Enkel und Hund vor. Ursprünglich (beim ersten mal) wollten wir die Hundeausstellung in Cluses, das ist in Frankreich zwischen Genf und Mont-Blanc besuchen und weil Boden- und Genfersee befahrbar sind, habe ich mich im Internet auf die Suche nach Charterfirmen, welche Wohnboote anbieten, gemacht. Ich fand die Seite einer Firma am Bodensee, die Stahlverdränger zum Charter anbot, mit der Möglichkeit, bei Interesse gleich eine Anfrage abzusetzen. Einen Monat habe ich auf  Antwort gewartet, dann wollte ich auf der Homepage die Telefonnummer suchen - zu meiner Überraschung war, auf Grund meines Mails, der ganze Charterteil von der Homepage entfernt worden.

Da ich es mir nun einmal in den Kopf gesetzt habe versuchte ich es jetzt, ein Jahr später, nochmals. Zufällig fand ich in einer Bootszeitschrift zwei Charterunternehmen am Bodensee (Schweiz und Deutschland) mit einer Liste der zur Verfügung stehenden Boote. Die am meisten angebotenen sind offene Sportboote, aber in Deutschland gibt es auch drei Motoryachten mit jeweils 4 bis 5 Kojen. Unsere Wahl ist dann auf die Inter 8800, ein norwegisches Boot, gefallen. Während bei den großen Charterfirmen die Mitnahme des Haustieres einfach eine Preislistenposition ist, bedurfte es hier heftigen Mailverkehrs für die Erlaubnis den (großen) Hund mit an Bord zu nehmen.

Bei der Übernahme der Yacht waren wir entsetzt, weil es schien, als könnten wir unseren 46 Kg Hund nicht einsteigen lassen. Vom Heck, über die Badeplattform war unmöglich - backbords ist der Rettungsring montiert,  steuerbords Griffe zum Hinaufklettern und in der Mitte, was auf den Internetfotos wie ein Durchstieg ausgesehen hat, innen, der Eingang zu den Heckkojen. Wir haben dann, noch bevor wir unser Gepäck im Boot verstauten, den Hundeteppich welchen wir auf Reisen ohnehin immer dabeihaben über die Reelingsgriffstangen (damit die Pfoten nicht darunter rutschen können) und die Sitzbank (zur Schonung der Sitzpolster) gelegt und  Ein- Aussteigeversuche gemacht. Das hat tadellos geklappt und so konnten wir, unter deutscher Flagge, in die Heimat aufbrechen. Da ist dann wenigstens nicht alles ganz fremd.

Hard kannten wir schon von der Reise nach Plagny, da war es in etwa die halbe Strecke nach Frankreich und damit ideal zum Übernachten. Ein komisches Gefühl ist es schon wenn man von Lindau, Seezeichentafel 64, mit Kurs 180 auf Hard losfährt und dann mitten auf dem See unsere österreichische Fahne als Gastlandflagge setzt.

Ein Problem haben wir unterschätzt - der Hund steigt seitwärts ein und aus und Seitwärts-Liegeplätze sind aber am Bodensee sehr rar.  In älteren Häfen gibt es oft gar nur eine Leiter als Ausstieg von der Pfahlbox. Ansonsten sind Pfahlboxen mit Schwimmsteg dahinter üblich. Ach, da hätten wir uns die, im Kanal so geschmähte Nicols 800, gewünscht.  In Hard jedenfalls hat der Hafenmeister keinen Seitwärtsliegeplatz. Eine Möglichkeit war die Anlegestelle einer großen Werft  die wir kennen, weil wir uns dort bei der Frankreichfahrt  ein Boot angesehen haben. Ich bin sicher, wir hätten die Erlaubnis zum Übernachten bekommen, aber wir haben gesehen wie emsig dort gearbeitet wird und wollten den Betrieb nicht stören. So haben wir dann beschlossen auf der provisorischen Anlegestelle zwischen Werft und Zollhafen fix für die Nacht festzumachen. Der Hafenmeister hat uns für diesen Liegeplatz nichts verrechnet ...

Jedenfalls haben wir daraus gelernt dass schon früher am Tag der Übernachtungsplatz gesucht werden muss, weil man einige Häfen abklappern muss um einen geeigneten (Seitwärts-)Liegeplatz zu finden. Da half uns auch der hervorragende Hafenführer, mit Luftaufnahmen jedes Hafens, welcher an Bord war nichts - das musste man sich in Natura anschauen.

Die Inter 8800 wurde uns, von Stunde zu Stunde immer sympathischer. Immer wieder entdeckte meine Frau noch einen von uns bis dahin nicht genutzten Stauraum, der Enkelsohn gar, am vorletzten Reisetag, einen kleinen Flachbildschirmfernsehapparat. Zum Glück war der Empfang ohnehin nicht so überwältigend, somit konnten wir den Enkel ohne lange Diskussionen wieder an Deck holen.

 

Mir hat das Bugstrahlruder getaugt. Mit der kleinen Halbgleiterin konnte ich zum Ersten mal mit Bugstrahlruder fahren, und bei den vielen Hafenrunden die wir auf Liegeplatzsuche drehen mussten war es sehr angenehm, sich auch im kleinsten Winkel noch elegant bewegen zu können.

Unser vierbeiniger Begleiter hielt sich am allerliebsten in der Pantry auf. Da ist er dem Steuerstand nahe und liegt am besten im Weg - ein Beauceron liebt es im Wege zu liegen, ich glaube das ist Rassetypisch. Es machte ihm auch nichts aus, immer wieder aufstehen zu müssen wenn etwas aus Schrank oder Lade benötigt wurde.

Die Hafenanlagen, welche wir besuchten waren alle bestens ausgestattet und vorzügliche Restaurants in Rufweite.

Jedoch für die Hundepfoten unangenehm war das verzinkte Gitter der Stege im ansonsten wunderschönen und gastfreundlichen Arbon. Dass man auf das Wasser und auch durch die Stiegen durchsieht könnte, bei nicht ganz so robusten Hunden, dazu führen dass sie sich nicht darüber gehen trauen. Unser Hund war schon im Welpenkurs ein begeisterter Gittergeher. Das gehen über unterschiedlichste Materialien gehört also unbedingt zum Trainingsprogramm eines Bordhundes.

Sehr angenehm ist das Kunststoffmaterial der Stege im Hafen Waschplätzle in Meersburg. Übrigens - der Hafenmeister ist gar nicht so böse wie ich es gelesen habe, er schaut halt nur auf Zucht und Ordnung.
Insgesamt habe ich das Gefühl dass die Hunde in der Schweiz noch die meisten Freiheiten genießen. Das Mitnehmen des Hundes in ein Lokal war aber auch in Deutschland ganz selbstverständlich - nicht so in Italien, da hat uns eine Putzfrau gestikulierend und mit einem Italienischen Wortschwall aus der Autobahnraststation geworfen. Das ist auf der Heimfahrt von Frankreich passiert, wir sind dann gleich weiter und bis zur ersten Raststelle in Österreich gefahren.

 

Masurische Seen

Bei diesem Bootsurlaub ist unser Hund das erste - und seither (unberufen) auch das einzige Mal in's Wasser gefallen! Aber - alles schön der Reihe nach.
Das wirklich hübsch und luxuriös aussehende Schiff "Europa 600" mit Liegeplatz in Mikolajki, bei der Locaboatbasis, haben wir bei Cardinal Boating gebucht. Es besitzt drei Kabinen mit jeweils eigener Sanitärzelle. So konnten meine Frau und ich unsere Tochter mit Schwiegersohn, deren Kinder und natürlich auch unseren Hund ganz bequem unterbringen. Zwischen der Bug- und den zwei nebeneinander liegenden Heckkabinen befindet sich der Salon mit Innenfahrstand und ein Seitenausgang mit Schiebetüre, zwei Stufen tiefer - vor der Bugkabine auf der Steuerbordseite ist die Küche. Vom Salon aus gelangt man über ein Mittelding zwischen Leiter und Stufen (ziemlich steil) und eine zweite Schiebetüre auf die Fly-Bridge mit: vom Steuerstand aus hervorragendem Rundumblick, genug Platz für die Gewässerkarte, einer Wet-Bar, einem leicht aufspannbaren Bimini-Verdeck und Tisch und Bänke für die komplette Besatzung. In einer der Bänke konnten wir Hundefutter, Leckereien und Hundespielzeug verstauen. Am Heck verbindet eine bequeme Treppe die Fly mit der Badeplattform. Diese Treppe hat einige Hafenspaziergänger dazu inspiriert sich von ihrem Partner, so quasi - beim Aufstieg zu ihrer Yacht, ablichten zu lassen. Manche Bilder werden vermutlich verwackelt sein, denn als unser neugieriger Hund oben, ganz ohne böse Absicht, beim Relingsabsperrungsketterl aufgetaucht ist, haben Fotograf und Model erschrocken das Weite gesucht. Apropos Fotograf: das Nachbarboot, auch eine Europa, war mit Autoren und Fotografen belegt, welche ein Buch über Hausbootfahren in Europa publizeren wollten - das inzwischen schon fertig geworden ist (ISBN 978-3-8003-1944-2). Während wir auf die Bootserklärung und Probefahrt warteten wurden unsere Enkel für das Fotoarchiv entdeckt. Weil wir erst um 20 Uhr mit der Bootsübergabe fertig waren übernachteten wir im Basishafen, und das war gut so, denn - als es dann endlich ganz still war - meldete sich alle eineinviertel Minuten die Wasserpumpe. Auf dem Teppichboden in der Bugkabine war ein nasser Fleck. Der Basisleiter, der hervorragend deutsch sprach, hat am Telefon gemeint, daß vielleicht die Luke der Bugkabine während der Reinigung nicht ordnungsgemäß verschlossen war, und wegen der Wasserpumpe - daß vermutlich ein Wasserhahn tröpfelt. Da ich dies schon vor dem Anruf überprüft und nichts gefunden hatte, sagte er zu, sich des Problems am Morgen, noch vor unserer Abfahrt, anzunehmen. Am nächsten Tag, während wir beim Frühstück saßen, hat der Herr von der Basis entdeckt, daß ein Schlauch vom Wärmetauscher in der Bugkabine heruntergerutscht war. Dann hat er den Wasserkreislauf noch rundherum entlüftet und von da an hat die Wasserpumpe nur mehr dann Meldung gemacht, wenn tatsächlich Wasser entnommen wurde. Um 10 Uhr sind wir nach Ryn zum Mittagessen bei "Stock" mit eigenem Gästesteg aufgebrochen.
Die Gewässerkarte hat unter Punkt "Reisevorbereitung" ausdrücklich verlangt sich "ausreichend mit Mücken-Repellents einzudecken". Wir sind in der zweiten Augustwoche unterwegs gewesen und haben kaum Gelsen gesehen, dafür aber jede Menge Wespen. Die Wespen haben das Schiff während der Fahrt gefunden und erobert. Nach dem Anlegen für die Übernachtung im "Gut Grünwalde" hab' ich dann unter Blutverlust (bin mit dem Bootsmesser abgerutscht) ein Wespenfangglas angefertigt und am nächsten Tag, ob des Fangerfolges, noch ein Zweites, und die beiden waren jeden Tag voll mit Wespen. Interessanterweise wurden die von jungen, noch grauen Schwänen, unter Aufsicht ihrer Eltern leidenschaftlich gerne gefressen.
Am nächsten Tag habe ich dann das allererste mal Anker geworfen und zwar im Jez Gorklo zum Fischen. Nach eineinhalb Stunden erfolglosem Haken weiken hat unser Hund gesagt, daß er mal müßte und deshalb haben wir wieder Anker gelichtet und am Ende dieses Sees einen Platz für Landgang gesucht. Dort war eine ganz wunderbare, nicht in der Gewässerkarte verzeichnete Marina namens "Millenium". Wir wurden eingeladen am Außensteg festzumachen. Nach dem Mittagessen ist der Erwachsene männliche Teil der Mannschaft zum weiteren Fischen an Bord geblieben, der Rest der Crew einschließlich Hund ist zum gegenüberliegenden Ufer, zum Sand spielen und Baden gegangen. Um ca. 17 Uhr 30, wir alle wollten, weil noch immer kein Fisch angebissen hat, uns für das Abendessen in der Taverne Stadtfein machen, brach ein fürchterliches Gewitter mit Hagel und Sturm über uns und unser Boot herein.
Bei beiden Schiebetüren ist das Regenwasser hereingekommen, bei der Seitentüre sogar Hagelkörner, weil bei geschlossenen Türen trotz Dichtungsbürste noch ein ca. eineinhalb Zentimeter breiter Spalt geblieben ist. Es ist wirklich ein großes Glück, wenn dem Bordhund das Stürmen und Donnern nichts ausmacht und er in einer solchen Situation so wesensfest ist, daß er sich von der Aufregung und Hektik die beim Auftunken des Wassers entsteht nicht anstecken lässt. Dem Boot ist nichts passiert, jedoch dem Steg. Der Festmacherring in Luv wurde mitsamt einem Stegpfosten ausgerissen. Um 19 Uhr sind wir dann endlich in die Taverne gekommen und nach dem Essen hat ein Segler auf der Gitarre gespielt. Das war sehr stimmungsvoll.
Am nächsten Tag beginnt meine, und vor allem unseres Hundes 24-stündige Pechsträhne. Beim Morgenspaziergang hatte der arme Hund beim sich Lösen Kontakt mit einem geladenen Weidezaun, weil er manches Mal, wenn er glaubt die Superstelle gefunden zu haben, dann im Hockerln doch noch ein paar Zentimeter zurück rückt. Während der Fahrt hinauf nach Gizycko wurde er von einer Wespe links hinten gestochen - vermutlich hat er sich daraufgesetzt. Die Basis hat um die Mittagszeit per SMS eine Sturmwarnung ausgegeben "Windstärke 5 bis 6 erwartet - Hafen anlaufen". Ich glaube ausgerechnet den falschen Hafen von Gizycko erwischt zu haben, nämlich den, welcher hinter dem Fährhafen liegt und einen Teil der Einfahrt mit den Fähren gemeinsam benutzt. Das ist, so meine ich, ein großer Seglerhafen, jedoch ohne Komfort aber mit Mooringleinen. Die Segelboote liegen alle mit dem Bug am Steg - das geht aber bei der Europa
schlecht, weil der Bug sehr hoch ist, der Anker im Weg liegt und weil sich in der Reling auch eine fixe Querstrebe am Bug befindet. So habe ich mich also mit der Schiffsschraube voran dem Steg genähert und prompt eine der dünnen, aber unglaublich festen, im Wasser tanzenden Leinen in die Schraube gewickelt. Auf Empfehlung des Hafenmeisters bemühte ich am nächsten Tag einen Taucher um uns wieder freizuwickeln. Dadurch hatten unsere Enkel Gelegenheit, den schönen Rummelplatz zu besuchen, eine köstliche Waffeljause zu sich zu nehmen und den, durch einen unbeschrankten Bahnübergang geteilten Park mit Tretautos zu erkunden.
Gleich am ersten Tag unserer Reise testeten wir, ob unser Beauci von der Badeplattform aus, außen am Schiff, auf einem ca. 25 cm breiten Gangbord zum seitlichen Saloneingang entlang gehen kann - er konnte, und auch in die umgekehrte Richtung (mit An- und Ableinen am Steg). Das war auch wichtig für ihn, natürlich nur, wenn das Boot angelegt war, um vom Salon auf die Flybridge bzw. von der Fly in den Salon zu gehen. Beim Morgenspaziergang ist es dann passiert. Meine Frau hat den Hund, wie sie es von zu Hause gewohnt ist, noch vor der Türe im Salon angeleint, Hundchen stürmte los, Frauchen kam so schnell nicht nach - ein kurzer Ruck an der Leine der ihn das Gleichgewicht verlieren läßt, ein Platsch und der Hund schwamm im großen Hafenbecken. Als ich meiner Frau auf die Badeplattform zu Hilfe geeilt bin war es absolut still unter dem Steg, richtig unheimlich. Aber einmal seinen Namen rufen hat genügt, und schon ist er ganz leise herangepaddelt. Mit einem Griff in sein Brustgeschirr, welches er an Bord immer trägt, konnte ich ihn auf die Plattform heben. Von da an hat er die steile Salonstiege dem Gangbord vorgezogen!
Zu Mittag waren wir dann bei der Drehbrücke des Kanals Gizycko. Nach der Durchfahrt hat es zu regnen begonnen und ich mußte auf den Innenfahrstand, neben der Kombüse wechseln. Da war ich dann blind wie eine Nuß. Durch das Kochen sind die Front- und Seitenscheiben angelaufen. Nach hinten keine Sicht, da sind die Heckkabinen, Kopf beim Fenster hinausstrecken ist unmöglich und an der Stelle wo man instinktiv den Gashebel vermutet, war ein Becherhalterloch. Ich war froh, nach
etwa einer halben Stunde, bei leichterem Regen, wieder auf die Fly wechseln zu können.
Wespenschäden während der Fahrt nach Ogonki: Enkelsohn unter dem Schwimmwestenkragen drei Stiche in den Hals, Hund einmal in die Vorderpfote. Damit war die Pechsträhne aber dann vorbei!
Die Wartezeit, bis der Molenkopf in Ogonki frei wird, vertrieben wir uns mit Ankern in einer Bucht mit Sicht auf die Anlegestelle und erfolglosem Fischen. Der Steg, sind wir dann daraufgekommen, gehört zu einer großen Feriensiedlung in welcher Hunde nicht erlaubt sind. Wir konnten uns aber mit der Hafenmeisterin in der Rezeption darauf einigen, daß der Hund, für Spaziergänge, vom Steg aus auf schnellstem Weg aus der Bungalowsiedlung hinauszuführen ist. Das hat uns aber gar nichts ausgemacht, weil die Natur rund um die Feriensiedlung, wie überall an den Masurischen Seen, noch sehr ursprünglich - halt einfach schön ist. Die Familie durfte aber auch Strandbad und Spielplatz benutzen. Bis zum Abend hatten wir dann ein Landstromkabel am Steg und auch unseren Wassertank wiederum gefüllt. Gegessen haben wir in der Taverne "Käpt'n Flint", inmittten von rundherum an die Wand genagelten Hechtköpfen. Auch am nächsten Vormittag war noch Baden und Sandspielen am Programm und, da der Schwiegersohn jetzt einmal ganz allein fischte, hat er auch ein paar Brassen gefangen. Ein Ehepaar, welches vom Steg aus scheinbar nur aus Jagdlust fischte, hat uns ihre Beute in unseren Eimer dazugegeben. Um die Mittagszeit sind wir, auf
Empfehlung der Fotografen (während einer Begegnung im Kanal Gizycko), nach Sztynort aufgebrochen. Dort fanden wir eine riesengroße Marina mit einem dazu passenden Selbstbedienungsrestaurant. Die Besonderheit war, daß bei Speisenbestellung ein Zetterl mit Nummer ausgegeben wird. Wenn das Essen fertig war wurde die Nummer, natürlich auf polnisch ausgerufen. Die einzige, die vor dem Urlaub ein bisschen polnisch gelernt hat war unsere Tochter, die nicht nur bei der Speisenauswahl geholfen hat sondern auch brav jeden von uns, wenn seine Nummer dran war, losgeschickt hat. In Steinort gab es außerdem auch noch Läden, in welchen wir Proviant einkaufen konnten. Ziemlich spät sind wir dann zum Jez. Niegocin aufgebrochen, gesteuert und navigiert vom weiblichen Teil der Crew. Der männliche Teil hat während der Fahrt Fische abgeschuppt und ausgenommen. Es war schon 20 Uhr, die Marinas unterwegs waren alle schon voll, so sind wir bis in den Jez. Boczne gekommen, da konnten wir endlich in Bogaczewo einen Campingplatz mit Marina finden, welcher zwar auch voll war, aber der Chef gab uns gestikulierend zu verstehen, daß wir nebenan, im zweiten Becken Platz fänden. Dieses zweite Becken war noch Baustelle, gerade die Rundumstege waren fertig. Der Bagger war auch noch im Hafenbecken, Sandberge rund um die Stege herum, aber für unsere Enkel der schönste Hafen den es je gegeben hat, der Sand war nämlich ganz fein. Auch für die Erwachsenen war das eine super Übernachtungsstelle. An Deck wurden Kerzerln aufgestellt, die Küche hat die Fische zu einem Galadinner verwandelt und so waren wir alle, nach dem Essen, rundum glücklich.
Am nächsten Tag, dem letzten Reisetag waren wir schon zu Mittag in der Basis und sind in Mikolajki essen gegangen. Ich wollte aber noch nicht dableiben, sondern den Süden auch noch ein bisschen erkunden. Beim Ablegen entdeckte ich im letzten Augenblick daß uns eine wohlmeinende Seele, während wir essen waren, an den Landstrom
angeschlossen hatte. So sind wir dann, zum Glück ohne den Steg im Schlepp, noch auf dem, laut Gewässerkarte schönsten mit Motorboot befahrbaren See Polens, dem Jez. Beldany, durch den Masurischen Landschaftspark bis zur Schrägkammerschleuse Guzianka gefahren aber nicht mehr durch die Schleuse, sondern wieder zurück zur Basis. Am Abend der letzten Übernachtung vor der Bootsrückgabe hat unser Schiff ein zweites Gewitter über sich ergehen lassen müssen. Wir aber kannten uns schon aus - da kam keine Hektik mehr auf, Badetücher aufgelegt und Hundefutterschüssel unter die Tür gestellt, so haben wir auch dieses Gewitter überstanden. Ich nehme an und hoffe, daß die Schiebetüren inzwischen schon umgebaut worden sind. Ach ja, und noch etwas: die Gesetzeslage hat sich geändert, es ist jetzt kein Sportbootführerschein zum Befahren der Masuren mehr erforderlich.

Brandenburg / Berlin

Beim Erscheinen der ersten Inserate in einer Bootszeitschrift ist mir die Greenline 33 bereits als "vermutlich hundefreundlich" aufgefallen. Die Besichtigungsmöglichkeit bei der Boot Tulln wurde von mir leider nicht wahrgenommen. Aber, wir waren soeben am Anfang der Urlaubsplanung für Venedig, da sah ich, dem Verlag sei Dank, in besagter Zeitschrift die Meldung, daß eine Charterfirma in Werder/Havel die Greenline in ihre Flotte aufgenommen hat. Kurz gesagt: Venedig muß weiter auf uns warten (Italien ist ohnehin nicht so hundefreundlich), wir beschlossen, anstatt durch Venedig, im September mit der Greenline eine Woche lang durch Berlin und Brandenburg zu fahren!
Während der Vorbereitungsarbeiten stieß ich im Internet zufällig auf die Seiten des Magazin Seenland mit Tourenbeschreibungen und auch der Möglichkeit, selbst per Computer eine Tour zu planen. Ich fand die beispielhaft vorgefertigte "Hauptmann von Köpenick Tour" ganz ideal um sich mit der eigenen Planung daran anzuhalten. Nach der Bootsübergabe am Montag sind wir nach Potsdam, an den beiden Querseilfähren vorbei, vor welchen wir bei der Bootsübernahme eindringlich gewarnt worden waren, zum "Stadtanleger Havelbucht" aufgebrochen. In der Schifffahrtskarte ist er mit "Anleger Neustädter Havelbucht" bezeichnet. Nach dem Festmachen,
wir waren soeben beim Sundowner, ist ein Mann mit den Worten "Was machen sie hier, das ist privat!" am Steg zum Boot gekommen. "Ja ist denn das kein Stadtanleger?" - "Nein, das war noch nie einer, komisch, da war schon einmal einer da, der das geglaubt hat". Nun, ich schenkte dem Hafenmeister am nächsten Morgen, bei der Hafenschlüsselrückgabe, den Ausdruck der "Hauptmann von Köpenick Tour" weil er wissen wollte, wo diese Information her ist. Der Hafen ist groß - er füllt die Ostseite der Bucht fast zur Gänze - und alle Stege bis durch die Eingangstüre hinaus sind lang und bestehen aus absolut rutschfestem verzinkten Metallgitter. Unser Hund ist wacker darübergegangen, aber es war zu sehen daß ihm der lange Weg von der Liegestelle zum Tor, zur Potsdambesichtigung, äußerst unangenehm war. Es hat seltsam ausgesehen, wie er versucht hat, sich beim Gehen leicht zu machen. Als wir spät Abends heimkamen, wollten wir die Heizung zum gemütlichen Plaudern und beisammensitzen in Betrieb nehmen, aber die ist nicht angesprungen. Nach der zweiten "Diesmalbeitagbesichtigung" von Potsdam fuhren wir über kleinen und großen Wannsee in Richtung Spree. Da die Schleuse Spandau gerade grünes Licht zeigte, sind wir nicht gleich in die Spree abgebogen, sondern über den Berlin-Spandauer-Schiffahrtskanal und den Charlottenburger Verbindungskanal gefahren. Den Tiergarten-Stadtanleger gleich neben der Lessingbrücke als Basis zur Berlinbesichtigung zu wählen war leider nicht allein meine Idee - der Steg war voll belegt. So sind wir weitergefahren und konnten viele Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus anschauen. Reger Rundfahrtbootsverkehr zwang mich immer wieder zum Anhalten außerhalb der Fahrrinne. Das war nicht so schwierig, weil wir in Bergfahrt waren, aber stressig, weil oft mehrere Ausflugsboote hintereinander unterwegs waren und hinter einem Brückenpfeiler nicht zu sehen ist, wann die Weiterfahrt möglich ist. Da wir bereits mehrere Stunden unterwegs waren und unserem Hund das Wasser schon bis zum unteren Augenlid stand - die Stadtväter mögen es mir verzeihen - hielten wir irgendwo zwischen den Brücken von Berlin Mitte an, ließen nur den Hund auf die Wiese hinaus (war nicht die Wiese beim Kanzleramtssteg aber eine Ähnliche). Ich meine, er hat genau gespürt worum es geht, denn er hat ausgiebig Wasser gelassen und ist sofort wieder beim Seitentürchen ins Boot gesprungen.
Genau bei Einfahrt in die Plötzenseeschleuse hat mich der Rückruf der Basis vom Vorabend, das Heizungsproblem betreffend, erreicht. War gerade nicht der geeignete Zeitpunkt für ein Gespräch. Vor der Mühlendammschleuse war ein Ausflugsschiff an der Wartelände, ein anderes, welches vor der Schleuse umdrehte, hat danach den Blick auf ein Schild freigegeben, daß Sportboote ihre Wartelände am Ufer gegegenüber (dem rechten) hätten. Das ist aber in der Gewässerkarte nicht eingetragen und hat mich dementsprechend überrascht. Zur
Übernachtung wählten wir den Stadtanleger (jetzt wissen wir ja wie sie auszusehen haben) bei der Insel der Jugend mit einem schönen Park dahinter und, fast noch schöner - dem Restauranschiff Clipper, mit hervorragendem Essen, gleich nebenan. Das Wetter verschlechterte sich, es wurde kühl und windig. Die Sehnsucht nach Wärme im Boot ließ mich wiederum mit der Basis Kontakt aufnehmen. Der Vercharterer meinte, daß wahrscheinlich, weil wir nicht am Landstrom hängen, die Zündspannung nicht reicht um die Dieselheizung zu starten. Ich habe dann, auf Anraten der Basis versucht, mit zusammengeschalteter Starter- und Verbraucherbatterie anzuheizen, war aber erfolglos. Als Ziel für die nächste Übernachtung wählten wir daher dann das Bootshaus Roll mit Landstromanschluß. Da der Radfahrer- und Joggerverkehr am Weg neben dem 24h-Anleger am Abend fast zum Erliegen kam, konnten wir noch nach Einbruch der Dunkelheit mit unserem Hund, auf der Wiese vor unserem Boot spielen - wie Sie sehen existiert der seelenlose Spielball von der Loiretalreise noch immer. Am nächsten Tag brachen wir in Richtung Zeuthen auf. Aber nicht in Köpenick die Dahme aufwärts, sondern über den sturmgepeitschten Müggelsee und die im Gegensatz dazu ganz ruhige Müggelspree weiter über Dämeritzsee, Gosener Kanal und Seddinsee. Im Müggelsee war die Greenline offensichtlich in ihrem Element, so etwas von Wellen durchschneiden hätte ich nicht erwartet, nur der Kompass hat mich enttäuscht - der hat stur 90 Grad angezeigt, obwohl das betonnte Fahrwasser durch den See mit etwa 104 Grad in der Karte eingezeichnet ist, und ich dem Tonnenstrich nachgefahren bin. Um etwa 14 Uhr konnten wir am Steg des "Bootshaus Roll" festmachen, wobei uns der Chef einwies, tatkräftig unterstützte und auch gleich den Landstromanschluß herstellte. Das Aussteigen unseres Vierbeiners wurde von uns so gestaltet, daß der Hund am Seitendeck nach vorn zum Bug geht, um von dort aus hinunter auf den Steg zu springen. Das Einsteigen: der Hund geht auf dem Boxenpfosten, außen am Schiff vorbei zum Heck, und springt von dort (auch hinunter) in das Cockpit. Das Wetter wurde noch schlechter, so schlecht, daß die Schwalben vom Nebenboot beschlossen die Koffer zu packen und das unwirtliche Land zu verlassen. Die Heizung wollte auch mit Landstrom nichts tun, was eigentlich weder Herrn Roll noch mich wirklich gewundert hat. Der Techniker der Charterbasis hat sich für den nächsten Tag angesagt. Wir waren Zeuthen besichtigen und hernach in einem sehr guten griechischen Lokal (Olympia) essen. Am nächsten Tag zu Mittag war der Techniker da. Seine Diagnose lautete: Der Treibstoffschlauch zum Heizungsbrenner war zu kurz, ist deshalb am Auspuff angelegen und daher durchgeschmort.
Meine Frau hat am Morgen Zeuthen weiter erkundet, und dabei den Bahnhof und den offiziellen Drogenhändler davor entdeckt (ich kenne in Österreich keine einzige Tabaktrafik, welche auch Spirituosen verkauft). Um etwa 15 Uhr war der Techniker mit der Reparatur fertig und wir beschlossen, weil es zum Weiterfahren schon spät war und wir bei Roll ohnehin gut aufgehoben waren, mit Hund und S- und U-Bahn vom neu entdeckten Bahnhohf aus in die Stadt Berlin zu fahren. Ganz nette Schüler von Zeuthen unterstützten uns bei Streckenwahl und Fahrkartenautomat. Obwohl nirgends etwas davon steht, scheint uns Zeuthen eine
Schulstadt zu sein. Es waren nämlich auch, bei unseren Spaziergängen im Ort, viele Schilder zu sehen, auf welchen Leute Nachhilfeunterricht anbieten. Auffällig war uns bei der Fahrt nach Berlin, daß kein Hund außer dem Unseren in den öffentlichen Verkehrsmitteln einen Beißkorb trug. Die Stadt durchwanderten wir vom "Alex" zum Brandenburger Tor, wo wir dann, auf der Tiergartenseite, die original Berliner Currywurst verkosteten - rückblickend ist zu sagen: wahrscheinlich hätte uns das original Berliner Eisbein besser geschmeckt, aber das haben wir vorher auf einem Nebentisch gesehen und war uns viel zu groß, wie übrigens auch dem Herren der sich's bestellt hatte.
In Berlin, am Boden, war absolut klare Sicht, aber die Wolken hingen so tief, daß sie die Kugel des Fernsehturms einhüllten. Um etwa 21 Uhr waren wir dann wieder zu Hause, in unserem, nun endlich, gemütlich warmen Boot.
Jetzt machten wir uns auf den Weg zurück nach Werder, aber nicht ohne ein paar lohnende Umwege. Über den großen Zugsee, den Krossinsee, den Oder-Spreekanal wieder in den Seddinsee, die Dahme abwärts über den langen See zum Teltowkanal. Bevor wir aber in den Teltowkanal einbogen sind wir, kurz nach passieren der Regattastrecke Grünau, am einladenden Steg des SC Brise vorübergefahren und
legten dort nach einer Ehrenrunde an, um mit dem Hund spazieren zu gehen, Vorräte zu bunkern und zum Mittagessen. Die Qualität des gebotenen Essens hat uns sehr überrascht, diesen hohen Standard würde man von einer Segelclubküche nicht erwarten! Bravo SC Brise.
Im Teltowkanal gibt es einen einzigen 24- Stundenanleger. Gerade nach dem Festmachen zur Übernachtung inmitten grüner Wildnis war ein kurzer aber heftiger Wolkenbruch, welcher uns kurz darauf mit einem wunderschönen Regenbogen belohnte. Das war ein so prächtiger Liegeplatz, daß mir die Auswahl des Fotos, welches ich Ihnen zeigen will, wirklich schwer fällt. Am nächsten Morgen fuhren wir um neun Uhr wieder los. Um 10 Uhr trafen wir bei der Schleuse Kleinmachnow ein, bei der schon ein Sportboot, welches am Vorabend an uns vorbeigefahren ist, an der Wartelände lag. Die Besatzung, die soeben mit dem Schleusentelefon hantierte, rief uns zu, daß wir nicht anlegen müssen, weil die Schleuse soeben vorbereitet wird. Um 10 Uhr 10 konnten wir bereits, beinahe drei Meter tiefer unten, dies Schleuse verlassen. Das Wetter entwickelte sich wieder auf prächtig. Unser nächste Ziel war Lindwerder.
Das Restaurant auf der Insel wurde mir von meinen Ruderkollegen in Wien (wie sich herausstellte - vollkommen zurecht) empfohlen. Diesmal (wir sind ja schon am Dienstag einmal vorbeigekommen, wußten aber aus dem Internet, daß ab September Montag und Dienstag Ruhetag ist), wählte ich den Kurs nach Lindwerder über Griebnitzsee, unter der Glienicker Brücke durch in den Jungfernsee, an der Pfaueninsel (linkes Havelufer), Kälberwerder und Schwanenwerder vorbei.
Das Anzeigeinstrument des Fäkalientanks, welches bis zur Übernachtung im Teltowkanal ein eher beschauliches Dasein hatte, gebärdete sich plötzlich wild. Ein Ehepaar welches wir auf Lindwerder kennenlernten, das eine Greenline 33 (aber die Hybridversion und mit stärkerem Motor) bestellt hatte, empfahl uns, die Marina Lanke als nächste Möglichkeit zur Absaugung. Das ist übrigens die Einzige zwischen Spandau und Babelsberg - ein riesiges, und bei Bootsfahrern beliebtes Seengebiet mit geschätzten 30 Marinas! Und gerade in der Marina Lanke war ein Boot, ohne Besatzung, vor der Absaugeanlage, die sich, das ist auch ärgerlich, im hintersten Winkel der Marina befindet, vertäut. Die Marina Lanke besitzt nicht nur eine Fäkalienabsaugeanlage, sondern auch eine gut frequentierte Tankstelle, die aber ist ganz vorne beim Fahrwasser, super leicht erreichbar. Warum sind nicht beide Einrichtungen gleich wichtig? Vermutlich kommt man mit dem Inhalt der Kraftstofftanks in den meisten Booten länger aus als mit dem
Aufnahmevermögen der Fäkalientanks!
Ich muß es zugeben - ich war hoffärtig, wollte nicht warten, bis jemand von dem quer liegenden Boot auftaucht, und bin weiter zur nächsten Absaugung, in die Marina am Tiefen See, gefahren. Deren Pumpe war defekt! Gleich neben der Marina befindet sich die Humboldtbrücke, die auf die, der Marina gegenüber liegenden Havelseite führt, wo sich auch der Park Babelsberg befindet. Dort konnten wir mit unserem Hund fast endlos lang spazieren gehen. Die Hafenmeisterin hat mir dann am nächsten Morgen am Standort der nächstgelegenen Pumpe im Yachthafen Potsdam (in der Gewässerkarte ohne angeführtes F) angerufen, aber auch deren Pumpe war kaputt. Zum Glück haben ja alle Marinas zumindest ein Wc aber lästig ist's halt, wenn man an Bord auch eines hat und nicht benutzen kann. Am letzten Tag fuhren wir noch eine Schleife über Jungfernsee, Lehnitzsee, Krampnitzsee, Weißer See, Sacrow-Paretzer-Kanal und bogen beim Göttin See wieder in die Havel ein. Den Gästesteg vom, in der Karte eingetragenen Gasthof am kleinen Zernsee, konnten wir nicht finden, deshalb sind wir dann gleich bis zur Charterbasis in Werder durchgefahren. Dort funktionierte endlich die Fäkalienabsaugung. Am Abschlussabend wollten wir uns noch etwas besonderes gönnen und sind in ein großes Fischrestaurant in Werder gegangen, waren jedoch von dem Gebotenen enttäuscht. Aber die Greenline 33 hat unsere Erwartungen bezüglich Hundetauglichkeit in dieser vergangenen Urlaubswoche voll erfüllt. Auch soviel Stauraum hatten wir noch bei keinem Boot, aber auch noch bei keinem eine so schwer zu bewegende Schiebetüre vom Salon in's Freie.

Zusammenfassend kann ich nun feststellen:

Am Einfachsten ist ein Bootsurlaub mit (großem) Hund auf einem Kanal in Frankreich, weil zumeist an beliebigen Stellen gehalten werden kann - zwei Nägel in das Ufer schlagen und das Boot daran vertäuen genügt.

Wie geeignet ein Boot für den Urlaub mit Hund in einem bestimmten Revier ist, konnte ich eigentlich fast nie dem Katalog oder Fotos im Internet entnehmen. Man kennt ja im Regelfall als Charterkunde weder Boot noch Revier. Das muss man testen (und das beste daraus machen). Unbedingt sollte der Hund an Bord zumindest ein Brustgeschirr tragen, eine Hundeschwimmweste leistet die gleichen Dienste, aber unbedingt erforderlich (für Binnenfahrt) finde ich sie nicht. Auf einem Kanal in Frankreich konnte ich im Vorbeifahren beobachten wie ein Beagle, aus einer großen Meute welche mit vielen Radfahrern am Treidelweg, welcher ein senkrechrecht befestigtes Ufer besaß, das sich über mehrere Kilometer erstreckte, in das Wasser gefallen ist. Der arme Kerl hat erbärmlich geschrien als ein Retter, am Bauch liegend, vom Ufer aus weit hinuntergreifen mußte, um ihn am Halsband in die Höhe zu ziehen. Auch in dieser Situation hätte ein Brustgeschirr die Bergung erleichtert.
Beim Futter ist es das Allerbeste, die für den Urlaub ausreichende Menge von zu Hause mitzunehmen. Auch Wasser nehmen wir, seit den ersten Erfahrungen, in einem kleinen Kanister mit. Das reicht für die Anreise und noch ein bis zwei Tage an Bord, hernach wird immer Trinkwasser nachgefüllt
Ich hoffe, daß mein Erfahrungsbericht Ihnen ein klein wenig helfen kann, wenn Sie einen Bootsurlaub mit Hund planen.